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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Metonymie bei Städtenamen (September 2019)

Metonymie ist ein Stilmittel, bei dem ein Ausdruck durch einen anderen ersetzt wird, der in enger sachlicher Beziehung zum ersten steht. Wie damit in einer Übersetzung umzugehen ist, davon handelt dieser Blog-Beitrag.

Der Artikel „The Great Fall“ von Michael Elliot und Peter Gumbel aus dem TIME Magazine vom 29.1.2009 liefert ein interessantes Beispiel: „Merkel and others – not all of them with large domestic automobile industries to protect, as she has – also poured scorn on the U.S. plan to bail out Detroit.“ Auf Deutsch: „Merkel und andere – die nicht alle eine große Automobilindustrie zu beschützen haben wie sie – äußerten sich zudem verächtlich über die US-Pläne zur Rettung Detroits.“

Die Frage lautet: Handelt es sich bei „to bail out Detroit“ um einen metonymischen Ausdruck? „Detroit“ stünde dann für die dort angesiedelte Automobilindustrie. Dazu lassen sich die folgenden Überlegungen anstellen: Zu Beginn der Finanzkrise 2008/2009 kriselten die amerikanischen Automobilhersteller, insbesondere auch General Motors und Chrysler in Detroit. Es gab daher Pläne, den Konzernen finanziell unter die Arme zu greifen. Im Sommer 2013 meldete die Stadt Detroit Insolvenz an. Finanzielle Rettungsmaßnahmen wurden in Erwägung gezogen. Da der Artikel von Michael Elliot und Peter Gumbel Anfang 2009 erschien, ist der Ausdruck „to bail out Detroit“ metonymisch zu verstehen.

Ob die Übersetzung „zur Rettung Detroits“ wörtlich oder metonymisch gedacht war, weiß ich nicht. Im ersten Fall wäre die Übersetzung sachlich falsch, im zweiten stilistisch unpassend. Doch warum sollte die Metonymie nicht auch im Deutschen funktionieren? Schließlich gibt es die metonymische Verwendung von Hauptstadtnamen für Regierungen, die dort ihren Sitz haben. Allerdings kommen mir darüber hinaus erst einmal keine weiteren Beispiele für die metonymische Verwendung von Städtenamen in den Sinn. In einem Satz wie „Die Bundesregierung hat keine Pläne zur Rettung Wolfsburgs“ ginge es trotz der starken Assoziation von „Wolfsburg“ mit dem VW-Konzern wohl nur um die Stadt Wolfsburg. Wenn ich diese Erkenntnis auf die Übersetzung übertrage, ergibt sich: Merkel und andere – die nicht alle eine große Automobilindustrie zu beschützen haben wie sie – äußerten sich zudem verächtlich über die US-Pläne zur Rettung amerikanischer Autokonzerne.