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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Sport und schulische Leistungen (August 2021)

In „The Obesity Warriors“ (Time.com, 7. Juni 2004) beleuchtet Claudia Wallis unter anderem die Frage, inwieweit sich zusätzlicher Sportunterricht auf die schulischen Leistungen der Kinder auswirkt. Sie schreibt dazu: „Some parents fear that more time in the gym means less achievement in class, but Sallis’ SPARK research suggests otherwise. Academic performance can actually improve with more activity.“

In einer deutschen Übersetzung wurde diese Passage wie folgt wiedergegeben: „Einige Eltern befürchten nun, dass mehr Sportunterricht zugleich zu schlechteren schulischen Leistungen führe, doch Sallis’ SPARK-Forschungen behaupten das Gegenteil: Tatsächlich können sich schulische Leistungen durch eine erhöhte körperliche Aktivität verbessern.“

Zu Verwirrung führt hier das Verb „behaupten“ – nicht so sehr, weil es eine etwas ungewöhnliche Übersetzung von „suggest“ ist (diese mag in manchen Kontexten durchaus passend sein), sondern weil sich damit bestimmte Schlussfolgerungen verbinden, die im gegebenen Zusammenhang fehl am Platz sind.

Wenn mir jemand sagt, dass eine dritte Person einen bestimmten Sachverhalt behauptet, so impliziert das eine gewisse Skepsis des Sprechers in Bezug auf den Wahrheitsgehalt oder die Angemessenheit des vermittelten Sachverhalts. In der Übersetzung ergibt sich so eine Skepsis gegenüber den SPARK-Forschungsergebnissen, die besagen, dass mehr körperliche Aktivität die schulischen Leistungen von Kindern verbessern kann. Es scheint, als zweifle die Autorin des Artikels daran, dass die Forschungsergebnisse korrekt sind. Das ist jedoch eindeutig zuviel Skepsis. Das Verb „suggest“ im englischen Original lässt zwar auch einen Spielraum in Bezug auf die Intensität des Wahrheitsgehaltes der Aussage, dass sich schulische Leistungen durch mehr körperliche Aktivität verbessern lassen; der Wahrheitsgehalt an sich wird jedoch nicht angezweifelt. Das Verb „behaupten“ hingegen impliziert Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage, und das wiederum passt nicht in den Zusammenhang.

Als Lösungsvorschlag bietet sich folgende Übersetzung an: Einige Eltern befürchten nun, dass mehr Sportunterricht zugleich zu schlechteren schulischen Leistungen führt, doch Sallis’ SPARK-Forschungen ergeben ein anderes Bild: Tatsächlich können sich schulische Leistungen durch eine erhöhte körperliche Aktivität verbessern.