Like-Blog
So interessant können Übersetzungslösungen sein
Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.
Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Syntaktische Bedeutungsverschiebung (Oktober 2025)
In „Sold Down the River“ von Eleanor J. Sterling und Merry D. Camhi (www.naturalhistorymag.com) findet sich der folgende Satz:
„Fortunately, increased awareness of the environmental problems they cause has contributed to a slowdown of large-dam construction in the United States and Europe.“
Übersetzt wurde: „Glücklicherweise hat ein verstärktes Bewusstsein für die negativen Auswirkungen, die solche Dämme auf die Umwelt haben, in den USA und Europa zu einem eingeschränkten Bau von Großdämmen geführt.“
Das Problem in der Übersetzung sticht vielleicht nicht sofort ins Auge, da der Zielsatz im Kontext wohl richtig verstanden werden würde. Nichtsdestotrotz führt eine syntaktische Änderung gegenüber dem Ausgangssatz zu einer Bedeutungsänderung, die, wenn man es genau nimmt, nicht akzeptabel ist: Während das zentrale grammatische Objekt im Original „slowdown“ ist, ist es in der Übersetzung „Bau“. Dieser eindeutige Bedeutungsunterschied lässt sich auch nicht dadurch kaschieren, dass im Deutschen das Nomen durch ein Adjektiv in seiner Bedeutung modifiziert wird, das semantisch dem grammatischen Objekt des Ausgangstextes entspricht. Das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen hat also nicht zu einem (wenn auch eingeschränkten) Bau von Großdämmen geführt, sondern zu einer Einschränkung des Baus. Im ersten Fall hätte man überhaupt erst damit begonnen, Großdämme zu bauen; im zweiten Fall werden bestehende oder geplante Bautätigkeiten im Vergleich zu früher zurückgefahren.
Eine mögliche Übersetzungslösung wäre: Glücklicherweise hat ein verstärktes Bewusstsein für die negativen Auswirkungen, die solche Dämme auf die Umwelt haben, dazu geführt, dass in den USA und Europa Großdämme nur noch in eingeschränktem Umfang gebaut werden.