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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Heiße Köpfe (Juli 2021)

Am 21. April 2021 schreibt der Daily Telegraph über Annalena Baerbock als Kandidatin der Grünen für das Kanzlerinnenamt: „If a Chancellor Baerbock went into coalition with the Christian-Democrats reduced to a junior partner – as in Baden-Württemberg – she might be able to keep her hot-headed troops in line [...].“

Am 2. Mai 2021 stellt das Handelsblatt internationale Pressestimmen zur Kandidatur von Annalena Baerbock für das Kanzlerinnenamt vor: „In Großbritannien warnt der konservative ‚Daily Telegraph‘ vor der Gefahr von links. Baerbock komme zwar vom Realo-Flügel, aber an der Parteibasis dominierten die Fundis, wie in der Labour-Partei, schreibt Kolumnist Ambrose Evans-Pritchard. Die Fundis ‚verbieten gerne Dinge‘ und seien feindlich gegenüber dem freien Unternehmertum eingestellt. Wenn Baerbock mit der CDU regiere, könne sie ihre ‚heißköpfigen Truppen‘ vielleicht im Zaum halten, aber Rot-rot-grün wäre ‚der Albtraum des deutschen Establishments‘.“

Eine direkte Übersetzung vom Englischen ins Deutsche ist manchmal in Ordnung und manchmal nicht. In manchen Fällen wird das unmittelbare deutsche Äquivalent des englischen Originals derart häufig selbst von gebildeten deutschen Muttersprachlern verwendet, dass es generell akzeptiert wird. Beispielsweise würde „sth. makes sense“ normalerweise mit „etw. ergibt Sinn“ oder „etw. hat Sinn“ übersetzt; mittlerweile erwähnt der Duden jedoch auch das umgangssprachliche „etw. macht Sinn“. In ähnlicher Weise finden wir im Duden „(nicht standardsprachlich; nach englischem Vorbild) in 2009“ basierend auf dem Englischen „in 2009“, das im Deutschen eigentlich ohne Preposition auskommt: „We visited them in 2009“ wird übersetzt „Wir haben sie 2009 besucht“.

Nicht in Ordnung ist die Übersetzung von „hot-headed“ als „heißköpfig“ im obigen Zitat aus dem Handelsblatt, auch wenn etwa „Heißsporn“ für „Hotspur“ völlig normal ist, seit Schlegel den Begriff ursprünglich für den Beinamen von Sir Henry Percy in seiner Übersetzung von Shakespeare eingeführt hat. Im Deutschen wäre „hitzköpfig“ eine geeignete Beschreibung für eine aufbrausende, ungestüme Person.