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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Wenn überhaupt (April 2021)

Am 23. Juni 2009 veröffentlichte Time.com „How to Cut Health-Care Costs: Less Care, More Data“ von Michael Grunwald. Im folgenden Zitat geht es um Ineffizienz im Gesundheitswesen in den USA: „Patients in higher-spending regions get more tests, more procedures, more referrals to specialists and more time in the hospital and ICU, but the Dartmouth research has found that if anything, their outcomes are slightly worse.“

Die deutsche Übersetzung ist auf den ersten Blick unauffällig: „Die Patienten aus Regionen mit höheren Ausgaben erhalten mehr Tests, mehr Eingriffe, mehr Überweisungen an Spezialisten und mehr Zeit im Krankenhaus und auf der Intensivstation. Allerdings hat das Dartmouth Institute herausgefunden, dass die Resultate dieser Patienten, wenn überhaupt, dann leicht schlechter sind.“ Trotzdem ist hier etwas falsch.

Gut getarnt als flüssig-idiomatischer Ausdruck macht „wenn überhaupt“ keinen fehlerhaften Eindruck. Dennoch wird bei genauem Lesen deutlich, dass der Sinnbezug nicht funktioniert. Der infrage stehende Ausdruck bezieht sich nämlich auf das dazugehörige Prädikat in einer Art und Weise, dass auf dem gleichen Verb beruhende Alternativen ausgeschlossen werden. So ist zum Beispiel der Satz „Ich studiere Englisch, wenn überhaupt“ gleichbedeutend mit „Wenn ich überhaupt studiere, dann Englisch“ oder „Ich studiere Englisch oder nichts“. Für die Übersetzung ergibt sich so eine nicht dem Sinn des Originals entsprechende Paraphrase, und zwar: „Allerdings hat das Dartmouth Institute herausgefunden, dass die Resultate dieser Patienten, wenn sie überhaupt schlechter sind, dann nur leicht schlechter sind.“ Da es hier jedoch um Patienten geht, die mehr medizinische Leistungen erhalten, also der Logik entsprechend eher besser abschneiden müssten, muss in der Übersetzung für den Begriff „wenn überhaupt“ ein anderer Bezug geschaffen werden, zum Beispiel: „Allerdings hat das Dartmouth Institute herausgefunden, dass, wenn es überhaupt einen Unterschied gibt, die Resultate bei diesen Patienten eher etwas schlechter sind.“