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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Nervende Kinder (September 2021)

In „The Obesity Warriors“ (Time.com, 7. Juni 2004) schreibt Claudia Wallis über eine der Kämpferinnen gegen die Fettleibigkeit: „The restaurant and food industry spends about $13 billion a year on ads that teach children to pester their parents for special foods, she contends.“

In einer deutschen Übersetzung lautete dieser Satz: „Weiter behauptet sie, dass die Restaurant- und Nahrungsmittelindustrie pro Jahr mehr als 13 Milliarden US-Dollar für Werbespots ausgebe, wegen derer Kinder ihre Eltern nerven, diese besonderen Produkte zu kaufen.“

Diese Übersetzung ist auf den ersten Blick eher unauffällig. Erst wenn man sich die Formulierungen genauer ansieht, erkennt man zwei Stellen, die vom Ausdruck her verbesserungswürdig sind.

Da ist zum einen „die Restaurant- und Nahrungsmittelindustrie“. Hier sorgt eine Art semantisches Proximitätsprinzip dafür, dass diese kombinierte Nominalphrase nicht besonders ins Auge sticht: In Zusammenhang mit „Nahrungsmittel“ ist das zweite Element des Kompositums, „Industrie“, völlig idiomatisch. Die mit dem Bindestrich angezeigte Verbindung zwischen „Restaurant“ und „Industrie“ ist dagegen – zumindest für Sprachpuristen – weniger akzeptabel. Dass diese Verbindung zwar angezeigt, aber nicht umgesetzt wird („Restaurantindustrie“ wird nicht als zusammengesetztes Wort ausgeschrieben), erhöht die Akzeptanz der gewählten Formulierung. Trotzdem würde ich hier für eine andere Übersetzung plädieren, in der der Kopf des Kompositums, „Industrie“, durch ein anderes Nomen ersetzt wird, das sich besser mit „Restaurant“ zusammensetzen lässt: die Restaurant- und Nahrungsmittelbranche.

Zum anderen wird in der Übersetzung das Verb „nerven“ auf eine wenig idiomatische Weise verwendet. Der Ausdruck „jemanden nerven, etwas zu tun“ wirkt seltsam. Normalerweise nervt man jemanden so lange, bis diese Person das tut, was man möchte. Als Lösung ergäbe sich: ..., wegen derer Kinder ihre Eltern so lange nerven, bis diese die angepriesenen Produkte für sie kaufen.