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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Von Mönchen und Klöstern (Juli 2023)

Bryan Walsh schreibt in „The Tragedy of the Himalayas“ (Time.com, 4. Dezember 2009): „Young Buddhist monks in training carry tanks of water to the towering monasteries poised in cut-rock valleys.“

Übersetzt wurde: „Junge buddhistische Mönche in der Ausbildung tragen volle Wasserbehälter zu turmhohen in felsigen Tälern verharrenden Klöstern.“ Das Problem in dieser Übersetzung werden wir vor dem Hintergrund grundlegender Überlegungen zur Technik des Übersetzens erörtern.

Übersetzen ist zweifellos am leichtesten, wenn ein Ausgangssatz Wort für Wort in die Zielsprache übertragen werden kann. Geht das nicht, kommen spezielle Übersetzungstechniken zum Einsatz, die es dem Übersetzer oder der Übersetzerin ermöglichen, ein zielsprachliches Äquivalent zum Ausgangssatz zu finden. Die wohl eleganteste Übersetzungstechnik ist die Verbildlichung. Hierbei überträgt man das im Ausgangstext Geschilderte in ein Bild, welches dann in der Zielsprache beschrieben wird. Auf diese Weise kann man sich fast vollständig von den einzelnen Wörtern eines Ausgangssatzes lösen.

Im obigen Beispiel ist das Partizip „poised“ vermutlich am schwierigsten ins Deutsche zu übertragen. Die Übersetzungslösung „verharrenden“ funktioniert nicht, da nur etwas verharren kann, das aus eigener Kraft beweglich ist. Das im Ausgangssatz vermittelte Bild zeigt Klöster, die unter schwierigen Bodenbedingungen auf knappem Felsgrund errichtet und „ausbalanciert“ wurden. Eine Übersetzung des Bildes kann auf das Partizip „poised“ verzichten. Eine solche Nullübersetzung ergäbe zum Beispiel: ... zu hoch aufragenden Klöstern in felsigen Tälern.

PS: Ein Nichtübersetzen englischer Partizipien ins Deutsche ist in vielen ähnlich gelagerten Fällen auch deshalb empfehlenswert, weil solche Partizipialkonstruktionen im Deutschen wesentlich seltener sind als im Englischen.