Like-Blog
So interessant können Übersetzungslösungen sein
Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.
Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Gefährliche Vermeidung von Wortwiederholungen (August 2023)
In „The Tragedy of the Himalayas“ (Time.com, 4. Dezember 2009) von Bryan Walsh geht es auch um das Verhältnis der großen Anrainerstaaten des Himalayas zueinander: „India does not allow Chinese researchers to visit its glaciers, China is sensitive because of concerns over Tibet, and India and Pakistan cooperate little on science or almost anything else.“
Auf Deutsch lautete der Satz: „Indien verweigert chinesischen Forschern die Erkundung seiner Gletscher, China ist wiederum angesichts des Tibetproblems empfindlich und Indien sowie Pakistan arbeiten sowohl im Bereich der Forschung als auch auf fast allen anderen Gebieten kaum zusammen.“
Dieser Satz enthält ein interessantes Beispiel dafür, dass der Wunsch Wortwiederholungen zu vermeiden dazu führen kann, dass andere wichtige Aspekte außer Acht gelassen werden. Die Konjunktion „sowie“ wurde wohl ausgewählt, um eine Wiederholung des „und“ vor „Indien“ zu vermeiden. Wenngleich eine solche Ersetzung in vielen Fällen möglich ist, führt sie an dieser Stelle zu einer falschen Bedeutung des dritten Hauptsatzes („Indien sowie Pakistan arbeiten [...] kaum zusammen“): Gemeint ist, dass eine Zusammenarbeit zwischen Indien und Pakistan kaum stattfindet; gesagt wird jedoch, dass Indien kaum (mit anderen Ländern) zusammenarbeitet und Pakistan ebenso. Die erste Bedeutung wird aber nur dann ausgedrückt, wenn statt der Konjunktion „sowie“ ein „und“ verwendet wird.
Andere Beispiele für Kontexte, in denen Wortwiederholungen sinnvoll oder gar geboten sind: die Bezeichnung für ein und denselben Gegenstand oder ein und dasselbe Teil eines Gegenstands, etwa in Bedienungsanleitungen; parallele Satzstrukturen; die Wiederaufnahme eines Nomens aus einem vorhergehenden Satz, insbesondere zur Vermeidung mehrdeutiger pronominaler Bezüge.