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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Alternative Interpretationen der Grammatik (November 2021)

In „Can Steven Chu Win the Fight Over Global Warming?“ (Time.com, 23. August 2009) schreibt Michael Grunwald über Steven Chu: „[He] found his niche in the lab, building state-of-the-art lasers from spare parts to tinker with quarks and “high-Z hydrogen-like ions,” preferring the rigor of experiments that either worked or didn’t to abstract theoretical physics.“

Uns interessiert der letzte Partizipialausdruck („preferring [...]“), der in einer deutschen Übersetzung als separater Hauptsatz erscheint: „Dabei gefällt ihm die Präzision der Experimente am meisten, die entweder klappen oder auch nicht, um die theoretische Physik zu abstrahieren.“

Diese Übersetzung basiert auf einer Interpretation, die zwar grammatisch möglich ist, die jedoch im Ergebnis keinen Sinn ergibt: Schließlich ist theoretische Physik an sich schon abstrakt, so dass es hier nichts mehr zu abstrahieren gibt. Der Ausgangstext fördert allerdings die angesprochene Fehlinterpretation durch ein direktes Objekt („the rigor of experiments that either worked or didn’t“), das durch seine Länge und Komplexität dazu beiträgt, dass das anschließende „to“ als Präposition zur Kennzeichnung eines Verbs im Infinitiv verstanden wird. Also muss „abstract“ wohl ein Verb sein. Der daraus sich ergebende Un-Sinn hätte die Übersetzerin stutzig machen müssen: Gibt es nicht noch eine andere Lösung?

Wenn man erkennt, dass „the rigor of experiments that either worked or didn’t“ als direktes Objekt zu „preferring“ fungiert, findet sich „preferring one thing to another“ leicht als zugrunde liegende grammatische Konstruktion. Und schon lösen sich die semantischen Unstimmigkeiten in Wohlgefallen auf: Chu zieht die Stringenz der Experimente (die entweder klappen oder auch nicht) der abstrakten theoretischen Physik vor.