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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Thema und Rhema (Dezember 2021)

In „A Shot at Cancer“ (Time.com, 3. September 2009) geht es um neuartige Methoden zur Krebsbekämpfung. Alice Park schreibt in diesem Zusammenhang: „He is tipping the odds further in favor of the anticancer cells by genetically modifying the tumor-fighting T cells so that cancer cells aren’t simply among the ones they recognize but are the only ones they recognize [....].“ Mit „He“ ist Dr. Steven Rosenberg vom nationalen Krebsinstitut der USA (NCI) gemeint.

Übersetzt wurde: „Er setzt auf die Zukunft der Antikrebszellen, indem er die T-Zellen zur Tumorbekämpfung genetisch so modifiziert, dass Krebszellen nicht nur unter denen sind, die sie erkennen, sondern dass sie die einzigen sind, die sie erkennen [....].“

Diese Übersetzung ist nicht unbedingt falsch, aber doch in zweierlei Hinsicht suboptimal. Da ist zum einen die recht freie Übersetzung von „tipping the odds further in favor of“. Im Prinzip ist gegen eine freie Übersetzung nichts einzuwenden; an dieser Stelle ist jedoch die freie Übersetzung etwas zu unspezifisch. Schließlich geht es bei dem infrage stehenden Ausdruck um eine Verbesserung der Erfolgsquote von Antikrebszellen.

Der zweite Punkt ist syntaktischer Art. Zwar imitiert die Übersetzerin im Konsekutivsatz („dass ...“) die Syntax des Originals, doch ist das Ergebnis wegen der im Deutschen erforderlichen höheren Komplexität im Zieltext noch weniger befriedigend als im Ausgangstext. Der Grund liegt bei beiden Sprachen in einem merkwürdigen Durcheinander von Thema und Rhema: Während das Thema des durch „indem“ eingeleiteten Modalsatzes (die T-Zellen) den Krebs- oder Tumorzellen implizit eine Rhemaposition zuweist, erscheinen im Konsekutivsatz zunächst die Krebszellen als Thema, werden jedoch im folgenden Relativsatz als Akkusativobjekt entlarvt (Wer erkennt hier eigentlich wen?) und somit in ihrer Funktion wieder rhematisch. Die Übersetzung könnte an dieser Stelle lauten: So verbessert er die Erfolgsquote der Antikrebszellen weiter, indem er die T-Zellen zur Tumorbekämpfung genetisch so modifiziert, dass die von ihnen erkannten Zellen nicht nur teilweise sondern ausschließlich Krebszellen sind.