Logo

Dr. Bittner Business English

Professionelle Übersetzungen | Maßgeschneiderte Englisch-Schulungen

Like-Blog

So interessant können Übersetzungslösungen sein

Like-Blog

Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Verstehen – aber richtig! (Januar 2023)

Eine unabdingbare Vorausssetzung für das Übersetzen ist das richtige Verstehen des Ausgangstextes. Es reicht nicht, sich irgendeinen Sinn auf der Grundlage der vorliegenden Wörter zusammenzureimen; der Übersetzer oder die Übersetzerin muss den Text im Detail verstehen – jede noch so spezielle Phrase und jede syntaktische Wendung.

Hier ist eine weitere Passage aus Paul Grays Artikel „Books: Wild About Harry Potter“ (TIME, 12. September 1999): „This is not vanity or arrogance, but if you look at the facts, very, very few people manage to write anything that might be a best seller. Therefore, I’m lucky by anyone’s standards, let alone single mothers’ standards.“ J. K. Rowling bezieht sich in diesem Zitat auf ihren eigenen märchenhaften Erfolg.

Der letzte Satz wurde wie folgt übersetzt: „Deshalb bin ich glücklich über jeden Lebensstandard, geschweige denn dem einer alleinerziehenden Mutter.“

An dieser Stelle hat die Übersetzerin den Ausgangstext offenbar nicht verstanden: Nicht nur, dass der Zieltext in sich nicht stimmig ist und mit „dem“ (statt „den“) einen grammatikalischen Fehler aufweist; er entspricht auch vom Sinn her nicht dem Ausgangstext.

Für eine gute Übersetzung darf sich die Übersetzerin nicht am englischen Original entlanghangeln, sondern muss, nachdem sie den Sinn des Ausgangstextes erfasst hat, versuchen, diesen Sinn unabhängig von der Ausdrucksweise bzw. Wortfolge im Englischen auf Deutsch wiederzugeben. Möglich wären: „Im Vergleich mit anderen – erst recht mit allein erziehenden Müttern – habe ich ganz einfach Glück gehabt.“ Oder: „Deshalb sollte man nicht von mir auf andere schließen – schon gar nicht auf allein erziehende Mütter. Ich habe einfach Glück gehabt.“