Like-Blog
So interessant können Übersetzungslösungen sein
Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.
Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Apple, Google und Facebook (Februar 2023)
Im Englischen gibt es ein Wort, mit dem sich bestimmte Satzstrukturen einfacher darstellen lassen. Für dieses Wort hat das Deutsche zwar auch passende Entsprechungen; jedoch sind diese nicht in dem Maße wie das englische Wort geeignet, einen Sachverhalt syntaktisch prägnant wiederzugeben. Das wird im folgenden Übersetzungsbeispiel deutlich. Um welches englische Wort geht es hier wohl?
Der folgende Satz stammt aus „Who will rule the new Internet“ von Josh Quittner (TIME, 4. Juni 2008): „Apple, Google and Facebook are, respectively, an icon from the pioneering days of personal computers; the biggest, most profitable company yet born on the Web; and a feisty upstart whose name is synonymous with the current migration to social networks.“
Übersetzt wurde: „Apple, Google und Facebook sind jeweils ein Symbol der frühen, bahnbrechenden Tage des PCs; die größten, profitabelsten Firmen, die bis jetzt aus dem Internet hervorgegangen sind; angriffslustige Emporkömmlinge, deren Namen synonym mit der momentanen Migration zu sozialen Netzwerken gebraucht wird.“
Allein die Pluralformen „Firmen“ und „Emporkömmlinge“ zeigen, dass die Satzstruktur des englischen Originals nicht richtig verstanden wurde. Der Grund dafür liegt in der unzureichenden Beachtung des Wortes „respectively“, wodurch die einzelnen Satzteile klar den jeweiligen Teilsubjekten zugeordnet werden. Da diese Zuordnungsfunktion von „jeweils“ oder „beziehungsweise“ meist nicht so eindeutig dargestellt werden kann, bietet sich hier eine andere syntaktische Lösung an: Während Apple ein Symbol der frühen, bahnbrechenden Tage des PC ist und Google die größte und profitabelste Firma, die das Internet bis jetzt hervorgebracht hat, ist Facebook ein aggressiver Emporkömmling, dessen Name als Synonym für die derzeitige Migration zu sozialen Netzwerken gelten kann.